Ob immer Sommer oder Winter: Die folgenden Wanderrouten entlang der Westküste Mallorcas sind nicht nur wunderschön und abenteuerreich, sondern auch nur mittel anstrengend – versprochen.
Ich bin ein Mallorca-Kind. Während andere ihre Kindheit an der Ostsee, in Italien oder in Südfrankreich verbracht haben, urlauben wir seitdem ich denken kann auf der Insel im Mittelmeer. Und weil ich mich deswegen mittlerweile als einen kleinen Mallorca-Profi bezeichnen würde, sei eines verraten: "Malle" ist so viel mehr als nur einmal im Jahr, mehr als ein 17. Bundesland, eine Party-Hochburg oder eine Insel voller Touristen. Denn es gibt sie auch, die schönen Plätze, die noch nicht zu überlaufen und vor allem in den Wintermonaten menschenleer sind. Mittlerweile verbringe ich immer am Anfang des Jahres (Januar, Februar oder März) eine Woche auf Mallorca und im Hochsommer (meist im August oder September) zwei Wochen. Daher kenne ich so gut wie alle Jahreszeiten und weiß, welche Ausflüge sich wann lohnen.
Die beste Reisezeit
Eines vorweg: Jeder sollte zuerst entscheiden, was ihm im Mallorca-Urlaub wichtig ist. Wanderungen in der Natur, gutes Essen, einfach nur mit einem guten Buch faulenzen oder Strandurlaub? Denn davon sollte man seine Reisezeit abhängig machen. Im Februar blühen zum Beispiel die Mandelbäume. Eine magische Zeit, die man unbedingt mal erlebt haben sollte. Der Nachteil: Die meisten Restaurants und Cafés haben noch geschlossen.
Die meisten Gastronome machen nämlich zwischen Ende Oktober und Anfang März Winterpause und haben ihre Restaurants geschlossen. Wer also vor allem die Natur genießen und in einer eigenen Unterkunft (z.B. über Airbnb) selbst kochen möchte, sollte unbedingt Mitte Februar reisen (die Mandelbäume blühen meist rund um den Valentinstag). Wünscht ihr euch allerdings viel gutes Essen und wärmere Temperaturen, solltet ihr ab März fliegen. Dann haben die meisten Restaurants wieder geöffnet (meine liebsten Restaurants habe ich hier aufgeschrieben) und die Temperaturen knacken die 20-Grad-Marke. Richtiger Bade- und Strandurlaub und warme Nächte sind euch ab Ende Juni garantiert.
Habt ihr aber Lust auf Wandern, kommen hier meine besten Wander-Tipps im Westen von Mallorca:
1. Der "Puig de Galatzó"
Die Ausflüge in das Tramuntana Gebirge im Westen- und Nordwesten der Insel haben es mir angetan. Leichte Spaziergänge mit toller Aussicht sind normalerweise das, was mir Spaß macht und dazu eine Einkehrmöglichkeit, die mich währenddessen bei Laune hält. All meine Prinzipien wurden direkt am Anfang über Bord geworfen, denn der Tatsache geschuldet, dass wir direkt daneben wohnen, ging unsere erste Mallorca-Wanderung direkt auf den zweithöchsten Berg der Insel.
Der Galatzó ist ein 1027 Meter hoher Berg und mittlerweile sogar unser "Hausberg" geworden, den wir bei jedem Besuch auf Mallorca hoch wandern. Erstens, weil der Weg und die Aussicht wunderschön sind und zweitens, weil er tatsächlich relativ leicht zu besteigen ist. Zwar dauert es, je nach Kondition, circa vier Stunden auf den Gipfel, aber die Aussicht dort oben lohnt sich! Es gibt mehrere Wege auf den Gipfel – wir starten von der Küstenstraße Ma-10 kurz vor Estellencs (von Andratx kommend). Der Großteil des Weges geht über kleine Steinchen und Waldboden, also für Jedermann easy machbar, nur die letzten zehn Minuten hoch zum Gipfel muss man etwas klettern. Am besten eine Brotzeit mitnehmen, auf dem Gipfel picknicken und die Aussicht genießen.
2. Der "Torrent de Pareis"
Hier ist der Begriff "Wanderung" eigentlich etwas untertrieben. Denn der "Torrent de Pareis" ist eine der größten Schluchten Europas, die man im Spätwinter und Sommer zu Fuß durchqueren kann. Allerdings nur dann, wenn kein Wasser durch den Canyon fließt.
Dieser Ausflug ist was für abenteuerlustige und definitiv nichts für Ungeübte beziehungsweise Menschen, die nicht gut zu Fuß unterwegs sind. Hier muss man nämlich mittelgroße Felsen hinauf und hinab klettern und genau schauen, wo man hintritt. Festes Schuhwerk, ein Plan von der Route und mindestens eine Begleitung sind also ein absolutes Muss. Wenn man alles beachtet, ist es aber ein wirklich tolles Abenteuer, das Spaß macht. Man kann von der Bucht in Sa Calobra aus durch den kompletten Canyon wandern und vom anderen Ende mit dem Bus zurück (falls man in Sa Calobra sein Auto geparkt hat). Laut Reiseführer sollte man für diese Route vier Stunden einplanen. Ich würde aber mit Pausen eher fünf oder sechs draus machen. Ich bin selbst noch nie komplett durchgewandert, sondern immer nur so weit, wie wir Lust hatten. Teilweise wird der Pfad nämlich echt anspruchsvoll und das traue ich mir dann doch nicht mehr zu. Unbedingt vorher auf der Webseite kontrollieren, ob der Torrent frei von Wasser ist. Über den Winter entstehen dort nämlich große Gumpen, die den Weg versperren. Aber auch im Sommer muss man damit rechnen, ab und zu durch ein paar Pfützen zu springen.
3. Die Dracheninsel "Sa Dragonera"
Die kleine Insel "Sa Dragonera" liegt vor der Bucht von Andratx und ist nur per Boot zu erreichen. Wer viele Menschen, Restaurants und Cafés sucht, ist hier falsch. Denn auf Dragonera gibt es nichts, außer Natur. Und genau das ist das Schöne daran. Besucht man die Insel im Frühling, ist hier nur sehr wenig los und man trifft auf dem Weg fast keine Menschen. Es gibt verschiedene Wanderrouten auf der Insel und man hat teilweise das Gefühl, ganz alleine zu sein. Naja fast, denn die Insel ist bekannt für ihre kleinen Bewohner.
Den Namen "Dragonera" (übersetzt "Drache") hat die Insel nämlich nicht nur ihrer Drachenform zu verdanken, sondern auch den unzähligen kleinen Mauergeckos, die sich überall tummeln. Manche Geckos sind sogar ganz zutraulich und interessieren sich brennend für die mitgebrachte Brotzeit. Aber keine Angst, der Großteil der Echsen ist sehr scheu und überhaupt nicht aufdringlich. Dafür sollte man vermeiden, die vielen Möwen bei der Brut zu stören. Die ein oder andere kommt nämlich auf die schlaue Idee, ihr Nest direkt neben dem Wanderweg aufzuschlagen und ist deshalb weniger begeistert, wenn man zu nah vorbei läuft. Solange man aber zügig vorbei geht und die Möwen nicht bedrängt, greifen sie auch nicht an.
Ich persönlich finde die Route nach "Far Vell", dem höchsten Aussichtspunkt der Insel am schönsten. Dort oben findet man eine alte Ruine, die man besichtigen kann und beim Picknick kann man über die komplette Insel und die Küste Mallorcas blicken.
Die Ausflugsboote fahren von April bis September täglich von 10.15 Uhr bis 13 Uhr im halbstündigen Takt von Sant Elm nach Dragonera. Die letzte Rückfahrt ist um 15 Uhr. In den Wintermonaten (Oktober, Februar und März) fährt das Boot von Montag bis Freitag. Dabei solltet ihr aber vor eurem Ausflug auf das Wetter achten – bei starkem Wind und Wellengang fahren gar keine Boote. Die Überfahrt kostet 12 Euro pro Person.
Die Wanderrouten auf Sa Dragonera:
1. Far Vell – 350 Höhenmeter – 3 Stunden Gehzeit 2. Far de Llebeig – 112 Höhenmeter – 2 Stunden 40 Gehzeit 3. Far de Tramuntana – 2 Stunden Gehzeit 4. Na Miranda – 50 Minuten Gehzeit
4. Küstenweg von der Cala Deià nach Port de Sóller
Diese Wanderung ist perfekt, wenn ihr es gemütlich angehen lassen wollt. Es geht immer nur gerade aus, ohne viel auf- und absteigen mit atemberaubenden Aussichten. Für den 12,4 Kilometer langen Küstenweg zwischen der Bucht von Deià und dem Hafen von Sóller braucht man circa vier Stunden. Der Weg ist die meiste Zeit breit und mit gutem Schuhwerk einfach zu meistern. Man sollte allerdings schwindelfrei sein, nachdem der Weg manchmal sehr schmal wird und direkt an der Klippe entlang geht. Zwischendurch kommen immer wieder Bänke und Tische, wo ma eine Pause machen kann und spätestens in Deià oder Sóller kann man in einem der Restaurants direkt am Wasser einkehren. Zwischen Deià und Sóller fährt ein Bus, mit dem man ganz einfach wieder an den Ausgangspunkt zurück fahren kann. Ich würde euch empfehlen, die Strecke von Deià Richtung Sóller zu gehen und nicht andersherum. So könnt ihr nämlich euer Auto auf dem Parkplatz an der Cala Deià parken, nach Sollér laufen und mit dem Bus zurück. Der hält oben an der Hauptstraße und ihr müsst wieder ein kurzes Stück runter zur Bucht laufen. Das ist nach der ganzen Wanderung angenehmer, als wieder hochzulaufen.
Viel Spaß beim Wandern auf Mallorca!
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